TV Termine Zeitgeschichte
10. Juli, 16.50 - 17.45 Uhr (55 Min.) arte
Nach Fahrplan in den Tod
Europas Bahnen und der Holocaust
Nach Fahrplan in den Tod
Europas Bahnen und der Holocaust
Dokumentarfilm, Deutschland 2008, Folge 2
Anhand von neuen Dokumenten, Zeitzeugenberichten und Aussagen von Historikern zeigt der zweiteilige Film "Nach Fahrplan in den Tod", wie die europäischen Staatsbahnen mit den Deutschen kollaborierten und sich an den Judendeportationen im Zweiten Weltkrieg beteiligten.
Folge 2 der Dokumentation schildert, wie die Deportationen in Frankreich, Holland und der Slowakei angesichts der sich abzeichnenden deutschen Kriegsniederlage weiter verlaufen und wie die Rolle der Staatsbahnen in den jeweiligen Ländern nach dem Krieg diskutiert wird.
Im Juni 2006 verurteilt das Verwaltungsgericht in Toulouse den französischen Staat und die staatliche Bahngesellschaft SNCF wegen der Deportation von Juden während des Zweiten Weltkriegs. Das Gericht sieht eine "Mitverantwortung" der SNCF und der Republik für die Deportationen.
Die Bahngesellschaft hätte niemals "gegen die Transporte protestiert" und auch nicht versucht, diese zu sabotieren. Damit scheint klar: Die französische Staatsbahn hat sich an Deportationen von Juden in die Vernichtungslager beteiligt. Der französische Nachkriegsmythos, der die SNCF als Hochburg des Widerstands gegen die Deutschen verklärte, scheint zerstört.
Der Prozess gegen die SNCF ist vor allem Georges Lipietz zu verdanken. Er wurde 1944 verhaftet und in einem Zug der SNCF ins Sammellager Drancy gebracht. Mittlerweile ist Georges Lipietz gestorben, aber seine Kinder führen den Kampf weiter. Sie wollen, dass die SNCF endlich zu ihrer moralischen Verantwortung für die Beteiligung an den Deportationen steht.
Denn die SNCF will von einer Mitverantwortung an den Deportationen nichts wissen. Sie ist gegen das Urteil von Toulouse in Revision gegangen und hat erreicht, dass das Berufungsgericht in Bordeaux das Urteil aus formalen Gründen kassiert. Ein neuer Prozess in Frankreich ist momentan nicht absehbar.
Nach dem Krieg will man von einer Beteiligung an den Deportationen nichts mehr wissen. Die SNCF gibt einen Film in Auftrag, in dem die französische Staatsbahn als ein Zentrum des Widerstandes dargestellt wird. Tatsächlich waren viele Eisenbahner in der Résistance, aber sie haben keinen einzigen Deportationszug gestoppt.
In Holland wurde über das unrühmliche Kapitel der Kollaboration mit den deutschen Besatzern ebenfalls lange geschwiegen. Mit ihrer Entschuldigung bei der jüdischen Gemeinde Hollands im Jahr 2005 hält die "Nederlandsche Spoorwegen" die Geschichte für abgeschlossen. In der Slowakei beginnt die Aufarbeitung dieses düsteren Kapitels gerade erst.
Anhand von neuen Dokumenten, Zeitzeugenberichten und Aussagen von Historikern zeigt der zweiteilige Film "Nach Fahrplan in den Tod", wie die europäischen Staatsbahnen mit den Deutschen kollaborierten und sich an den Judendeportationen im Zweiten Weltkrieg beteiligten.
Folge 2 der Dokumentation schildert, wie die Deportationen in Frankreich, Holland und der Slowakei angesichts der sich abzeichnenden deutschen Kriegsniederlage weiter verlaufen und wie die Rolle der Staatsbahnen in den jeweiligen Ländern nach dem Krieg diskutiert wird.
Im Juni 2006 verurteilt das Verwaltungsgericht in Toulouse den französischen Staat und die staatliche Bahngesellschaft SNCF wegen der Deportation von Juden während des Zweiten Weltkriegs. Das Gericht sieht eine "Mitverantwortung" der SNCF und der Republik für die Deportationen.
Die Bahngesellschaft hätte niemals "gegen die Transporte protestiert" und auch nicht versucht, diese zu sabotieren. Damit scheint klar: Die französische Staatsbahn hat sich an Deportationen von Juden in die Vernichtungslager beteiligt. Der französische Nachkriegsmythos, der die SNCF als Hochburg des Widerstands gegen die Deutschen verklärte, scheint zerstört.
Der Prozess gegen die SNCF ist vor allem Georges Lipietz zu verdanken. Er wurde 1944 verhaftet und in einem Zug der SNCF ins Sammellager Drancy gebracht. Mittlerweile ist Georges Lipietz gestorben, aber seine Kinder führen den Kampf weiter. Sie wollen, dass die SNCF endlich zu ihrer moralischen Verantwortung für die Beteiligung an den Deportationen steht.
Denn die SNCF will von einer Mitverantwortung an den Deportationen nichts wissen. Sie ist gegen das Urteil von Toulouse in Revision gegangen und hat erreicht, dass das Berufungsgericht in Bordeaux das Urteil aus formalen Gründen kassiert. Ein neuer Prozess in Frankreich ist momentan nicht absehbar.
Nach dem Krieg will man von einer Beteiligung an den Deportationen nichts mehr wissen. Die SNCF gibt einen Film in Auftrag, in dem die französische Staatsbahn als ein Zentrum des Widerstandes dargestellt wird. Tatsächlich waren viele Eisenbahner in der Résistance, aber sie haben keinen einzigen Deportationszug gestoppt.
In Holland wurde über das unrühmliche Kapitel der Kollaboration mit den deutschen Besatzern ebenfalls lange geschwiegen. Mit ihrer Entschuldigung bei der jüdischen Gemeinde Hollands im Jahr 2005 hält die "Nederlandsche Spoorwegen" die Geschichte für abgeschlossen. In der Slowakei beginnt die Aufarbeitung dieses düsteren Kapitels gerade erst.
Bild: Mit Bussen werden die französischen Juden vom Sammellager Drancy bei Paris zum Bahnhof gebracht. Bild: swr
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