TV Termine Zeitgeschichte

21. Juli, 23.35 - 0.20 Uhr (45 Min.) MDR
Königsberg - Kaliningrad
Eine deutsch-russische Versöhnungsgeschichte
Dokumentation
In Kaliningrad versuchte die Sowjetregierung lange, alles Deutsche auszuradieren. Dem wäre auch fast der Dom zum Opfer gefallen. Wären da nicht das Grab eines Philosophen und der Kampfgeist eines Mannes gewesen. Autor Stephan Kühnrich war in Kaliningrad unterwegs.

Die russische Exklave Kaliningrad ist nicht größer als Schleswig-Holstein. In russischen Maßstäben ist das sehr klein. Und doch ist das frühere nördliche Ostpreußen zum Dreh- und Angelpunkt der deutsch-russischen Beziehungen geworden. Die Geographie mag eine Ursache dafür sein. Schließlich ist Kaliningrad nur 600 Kilometer von Berlin entfernt. Nach Moskau ist es doppelt so weit.

Wichtiger aber ist die rasante Entwicklung, die die westlichste Provinz Russlands in den vergangenen 20 Jahren genommen hat. Vom isolierten militärischen Sperrgebiet zu einer der am schnellsten wachsenden Regionen Europas. Mehr als 350 deutsche Firmen haben sich hier niedergelassen. In der deutsch-russischen Handelsstatistik liegt Kaliningrad hinter Moskau und St. Petersburg bereits auf Platz drei.

Das deutsche Königsberg war mit mehr als 350.000 Einwohnern das Wirtschaftszentrum Ostpreußens, der Hafen gehörte zu den wichtigsten Warenumschlagplätzen an der Ostsee. Aber Ostpreußen war auch einer der wichtigsten Aufmarschplätze für den Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion 1941. Drei Jahre später wurde hier der Krieg besonders verbissen geführt.

Noch im Januar 1945 erklärte Hitler Königsberg zur Festung. Da hatten britische Luftangriffe die Stadt schon weitgehend zerstört. Der Stadtkern lag in Schutt und Asche, darunter auch der Dom. Mehr als 100.000 Königsberger verloren ihr Leben. 1948 wurden die letzten Deutschen aus Ostpreußen vertrieben. Erst seit den 1980er-Jahren hat Kaliningrad wieder so viele Einwohner wie Königsberg vor 1939.

Die gemeinsame Geschichte war lange ein Tabuthema. Meist wurde sie reduziert auf den Vernichtungskrieg Hitlerdeutschlands gegen die Sowjetunion. Heute ist Kaliningrad eine moderne russische Stadt.

Die Wunden von Krieg, Vertreibung, Zwangsumsiedlung und vier Jahrzehnten kommunistischer Diktatur scheinen verheilt, die Kaliningrader mit der Geschichte versöhnt. Erst der zweite Blick zeigt eine Stadt, die ihre Geschichte und ihre Traditionen noch sucht. Sowjetsymbolik, Glasfassaden, Königsbergnostalgie – hier gibt es von allem etwas.

Zum Symbol der neuen Haltung zum deutschen Erbe wurde der wiederaufgebaute Dom. Die Stadtverwaltung wollte ihn ursprünglich dem Erdboden gleichmachen. Dass es das deutsche Kulturdenkmal noch gibt, verdanken die Einwohner unter anderem dem Philosophen Immanuel Kant. Sein Grab befindet sich seit 1804 an der Nordseite des Königsberger Doms.

Damit war der Dom, oder zumindest das, was von ihm noch übrig war, unantastbar. Fast 50 Jahre lang stand von dem backsteingotischen Kirchengebäude nur noch eine Ruine. Bis Anfang der 1990er-Jahre ein Mann zur Tat schritt: Igor Odinzow, inzwischen Direktor des Doms, konnte den Wiederaufbau des Gebäudes dank des russischen Kulturministeriums und Kants Grab durchsetzen. Rund ein Drittel des Geldes für den Wiederaufbau, die große Uhr und die neue Orgel stammen aus Deutschland.

Die Kaliningrader sind stolz auf ihre Stadt. Gerade weil sie keiner anderen russischen Stadt ähnelt. Weil von ihr, sagt ein Einwohner, eine besondere Energie ausgehe. Eine Energie, die im Januar gekrönt wird von einem ganz besonderen Ereignis: einem Konzert im Königsberger Dom, gegeben vom MDR SINFONIEORCHESTER unter der Leitung von Jun Märkl - ein Geschenk an die Kaliningrader und als Dank an alle, die so lange für den Wiederaufbau eines deutschen Kulturgutes gekämpft haben.
Bild
Bild: Kaliningrad Dom - Außenansicht; Rechte: MDR/Igor Sarembo

Buchtipps

zur Übersicht Reihe Zeitgut
Buchcover Reihe Zeitgut Band 31
Im Konsum gibts Bananen
Alltagsgeschichten aus der DDR
1946–1989
Mehr erfahren »
Unsere Heimat - unsere Geschichten Band 30. Unsere Heimat - unsere Geschichten. Wenn Erinnerungen lebendig werden. Rückblenden 1921 bis 1980
Mehr erfahren »
Als wir Räuber und Gendarm spielten Band 29. Als wir Räuber und Gendarm spielten. Erinnerungen von Kindern an ihre Spiele. 1930-1968
Mehr erfahren »
Klick zum Buch "Trümmerkinder" Band 28. Trümmerkinder
Erinnerungen 1945-1952
Mehr erfahren »
Klick zum Buch "Kriegskinder erzählen" Band 27. Kriegskinder erzählen
Erinnerungen 1939-1945 
Mehr erfahren »
zum Shop
Klick zum Buch "Späte Früchte" Florentine Naylor
Späte Früchte für die Seele
Gedanken, die das Alter erquicken
Mehr erfahren »
Klick zum Buch "Momente des Erinnerns" Momente des Erinnerns
Band 3. VorLesebücher für die Altenpflege
Mehr erfahren »

Navigationsübersicht / Sitemap

zum Shop  |   Bestellen  |   Gewinnen  |   Termine  |   Leserstimmen  |   Wir über uns  |   Lesecke
Modernes Antiquariat  |   Flyer  |   Plakate  |   Schuber  |   Lesezeichen  |   Postkarten  |   Aufsteller  |   Videoclip  |   Dekohilfe  |   Anzeigen

Themen