TV Termine Zeitgeschichte

1. August, 8.00 - 8.30 Uhr (30 Min.) MDR
Schlimmer als Knast
Die Jugendwerkhöfe der DDR
Dokumentation  
Sie kamen aus der falschen Familie, hörten die falsche Musik oder hatten einfach nur das Falsche gesagt: Wer in einen Jugendwerkhof eingewiesen wurde, galt als schwer erziehbar.

Stefan L. ist heute teilweise erwerbsunfähig - Resultat seiner Haft im geschlossenen Jugendwerkhof Torgau. Der Berliner galt als Querulant. Sprüche wie "Im Westen die Freiheit, im Osten das Brot" bringen ihn erst in den Jugendwerkhof Freital. Weil er sich auch dort nicht anpassen will, wird er nach Torgau geschickt.

Torgau ist die Endstation für besonders schwere Fälle. Vergitterte Fenster, Sichtblenden, Einzelhaft für Aufsässigkeit. Stefan verbrachte seine ersten drei Tage in einer ungeheizten Zelle - als Disziplinierungsmaßnahme zum Einstieg. Demütigungen und körperliche Gewalt sind Alltag, Essensentzug eine Standardstrafe. Stefan hat Glück: Die Volljährigkeit erlöst ihn nach dreieinhalb Monaten.

Torgau ist der Extremfall - immer wieder nehmen sich Insassen das Leben. Doch auch in anderen Jugendwerkhöfen herrschen schlimme Zustände. Die Jugendlichen sind der Willkür ihrer Betreuer ausgeliefert. Sie müssen frühestmöglich die Schule verlassen, anschließend verrichten sie Zwangsarbeit. Was als Resozialisierungsmaßnahme deklariert wird, ist in Wahrheit nur Repression.

Andreas F. bekommt mit zwölf seinen ersten Eintrag in der Stasi-Akte, weil er über Flucht in den Westen redet. Mit 16 kommt er in den Jugendwerkhof Hummelshain. Dort hält er es nicht aus, haut immer wieder ab. Zur Strafe landet auch er in Torgau. Er muss miterleben, wie ein Freund von ihm in einer Zelle verbrennt - einer der nie ganz geklärten Todesfälle von Torgau. Andreas F. ist Frührentner, bis heute in psychotherapeutischer Behandlung, schwer traumatisiert.

Torgau - das bedeutete Knast ohne Gerichtsverfahren, oft sogar ohne juristisch relevanten Anlass. Ehemalige Insassen des geschlossenen Werkhofs Torgau haben deshalb seit Mitte der 90er-Jahre Anspruch auf Haftentschädigung.

Doch viele stellen nicht einmal einen Antrag. Denn wer öffentlich zugibt, im Jugendwerkhof gewesen zu sein, ist bis heute stigmatisiert. In aller Regel waren die inhaftierten Jugendlichen nicht kriminell, sie konnten oder wollten nicht den Maßstäben "sozialistischer Persönlichkeitsentwicklung" entsprechen.  
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Bild: MDR

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