TV Termine Zeitgeschichte

8. August, 23.30 - 0.00 Uhr (30 Min.) Das Erste
Wo warst du, als ... der Rock 'n' Roll nach Deutschland kam?
Dokumentarreihe, Deutschland 2010, Folge 5
Vor genau 50 Jahren, im August 1960, feierten sie ihren ersten Auftritt in Hamburg: Die Beatles. Der Rock 'n' Roll war damit endgültig in Deutschland angekommen und sorgte für jede Menge Krach unter deutschen Dächern.

Während Mutti und Vati damals Willi Hagara lauschten – "Ein Häuschen mit Garten, nur klein aber mein, was brauch ich denn mehr, um zufrieden zu sein ...", schwärmte der halbstarke Sohn eher für solche Zeilen: "Wob-bop-a-loo-lop a-lop-bam-bam. Tutti frutti, over rootie ...". Da fehlte den Eltern jedes Verständnis – wer will es ihnen verdenken.

Der Rock 'n' Roll war eine Revolution. Die Texte waren dabei eher zweitrangig – es war die Musik, die in der Wirtschaftswunder-verwöhnten Gesellschaft unkontrollierbar für Bewegung und ein neues Lebensgefühl sorgte. Die Jugend entfernte sich von den elterlichen Idealen hin zu einer eigenen Kultur. Und wer damals jung war, erlebte die ersten Zuckungen des Rock 'n' Roll wie eine Befreiung.

Als der Rock 'n' Roll nach Deutschland kam, wurde er auch der Nachbar von Angelika Springauf. Sie war 14 Jahre alt und lebte in Bad Nauheim. Ein gewisser Elvis Presley – damals 23 Jahre alt – fühlte sich sehr wohl in Angelikas direkter Nähe. Noch heute zehrt sie von den 17 Monaten, die Elvis als Soldat in Deutschland verbrachte: "Er war ganz anders als seine Musik. Die Musik war ja so wild und ungestüm. Elvis war aber immer super freundlich. Einmal hat er mir sogar über die Wange gestreichelt."

Nicht nur aus den Vereinigten Staaten, auch von England aus schwappte die Rock-'n'-Roll-Welle nach Deutschland. Horst Fascher war Hafenarbeiter in Hamburg und wurde sofort mitgerissen. Zunächst war er Bill-Haley-Fan, dann traten die Beatles in sein Leben.

Fascher wurde Geschäftsführer des weltberühmten "Star-Club" auf der Großen Freiheit. Er machte aus den Liverpooler Jungs Männer mit Erfahrung. "In Liverpool war um zehn Uhr abends Feierabend, bei uns konnten die bis vier Uhr morgens unterwegs sein – und das ham die dann auch gemacht ...".

Regelmäßig hat Fascher die fröhlichen Fab Four von der Davidwache abgeholt, manchmal waren sie auch einfach nebenan, in einer Transvestiten-Bar. Auf St. Pauli liebte man die Beatles eben nicht nur musikalisch ...

Was die Beatles für die Welt waren, waren die Butlers für Ost-Deutschland: ein Grund zur Hysterie. Hans-Dieter Schmidt ist Gründungsmitglied der Leipziger Beatkapelle, die Anfang der 1960er Jahre sehr viel erfolgreicher war, als es der Staatsmacht lieb sein konnte.

Doch dieser Erfolg hatte seinen Preis: "Für uns war es eine Zeit voller Verbote und Schikanen." Der wilde Drang nach Freiheit und Revolte, der dem Rock 'n' Roll zu eigen war, war für die Genossen in der DDR ein rotes Tuch.

Die Butlers wurden verboten, die Fans der Butlers gingen auf die Barrikaden. Die legendäre Leipziger Beat-Demo endete als Straßenschlacht und ging in die Geschichte ein. Sie war damals die größte nicht genehmigte Demonstration seit dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Das Ende vom Lied: Die Butlers gibt es noch immer, die DDR hat längst ausgerockt.

Auch die "Beat-Club"-Moderatorin Uschi Nehrke, der ehemalige "Tagesschau"-Sprecher Jo Brauner und Wirtschaftsmanager Hans-Olaf Henkel haben "ihrer" Musik eine wilde Jugend zu verdanken und können erzählen, wie es war, als der Rock 'n' Roll nach Deutschland kam.    
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Bild: Die Beatles in Hamburg (1966): Ringo Starr, Paul McCartney, George Harrison, John Lennon. – Quelle: DasErste

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