TV Termine Zeitgeschichte

9. August, 0.30 - 1.15 Uhr (45 Min.) neo (ZDF digital)
Das Weltreich der Deutschen
Sturm über Südwest
Dokumentarreihe, Folge 2
7. August 1884. Deutsche Marinesoldaten landen in der Lüderitzbucht an der Südwestküste Afrikas und hissen unter dreifachem Hurra und den Klängen der Nationalhymne die schwarzweißrote Reichsflagge. Damit steht das Gebiet offiziell unter dem Schutz des deutschen Reiches.

Erst wenige Monate zuvor hatte der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz das Gebiet erworben, nun ist die Besitznahme auch staatlich sanktioniert. Deutsch-Südwest wird die erste Kolonie des Reiches.

Sie ist die einzige nennenswerte Siedlungskolonie Deutschlands. In den meisten Besitzungen schrecken klimatische Bedingungen und Krankheiten deutsche Auswanderer von vornherein ab. Südwest, das heutige Namibia, bietet mit seinem rauen, aber trockenen Klima bessere Voraussetzungen.

Gelockt von den Versprechungen der Kolonialpropaganda macht sich auch Else Sonnenberg mit ihrem Mann Gustav von einem kleinen Dorf bei Braunschweig auf den Weg, um sich in der neuen Kolonie eine Existenz aufzubauen.

Der erste Eindruck ist ein Schock für die 23-Jährige. "Ein trostloser Anblick. Sand, nichts als Sand", schreibt sie beim Anblick der Namib-Wüste in ihr Tagebuch. Das Landesinnere aber bietet fruchtbarere Gebiete. Die Familie lässt sich am Waterberg nieder und betreibt Handel und Viehzucht.

Es sind nur wenige tausend Deutsche, die in den ersten Jahren nach Deutsch-Südwest auswandern. Es sind dennoch genug, um den Einheimischen Land und Vieh streitig zu machen. Vor allem mit den Herero, einem stolzen Stamm, der von der Rinderzucht lebt, müssen sie sich arrangieren. Gouverneur Leutwein gelingt es, mit dem Oberhäuptling der Herero, Samuel Maharero, einen Pakt zu schließen. Gegen eine Jahresrente überlässt er den Deutschen weite Gebiete des Hererolandes.

Doch Konflikte lassen nicht auf sich warten. Als 1897 eine Rinderpest einen Großteil des Viehbestandes der Herero vernichtet, verschlechtert sich ihre Situation dramatisch. Sie müssen sich als Lohnarbeiter bei deutschen Siedlern verdingen. Da ihnen Rinder als Zahlungsmittel fehlen, kaufen sie bei den Händlern auf Kredit.

Viele der Händler verlangen Wucherpreise. Zunehmend müssen die Herero ihre Schulden mit Landverkäufen abtragen. Darüber hinaus haben die Herero unter einer wachsenden Rechtsunsicherheit, Prügelstrafen und Übergriffen auf ihre Frauen zu leiden.

Im Januar 1904 läuft das Fass über. Die Herero erheben sich gegen die Kolonialherren. Unter den Siedlern, die in den ersten Wochen erschlagen werden, ist auch Gustav Sonnenberg. Der Kaiser beauftragt General Lothar von Trotha mit der Niederschlagung des Aufstands.

Von Trotha ist als knallharter Militär bekannt. "Ich vernichte die aufständischen Stämme mit Strömen von Blut und Strömen von Geld", lässt er wissen - und hält Wort. Der Hererokrieg wird einer der blutigsten Kolonialkonflikte der Geschichte. Am Ende des Krieges stehen Völkermord und Konzentrationslager.

Als südafrikanische Truppen die Kolonie im Ersten Weltkrieg besetzen, endet die deutsche Herrschaft in Deutsch-Südwest. Doch die Deutschen haben Spuren hinterlassen: Die Architektur vieler Häuser mutet deutsch an, die Orte heißen immer noch Mariental und Lüderitz, die Straßen sind nach Bismarck und Röntgen benannt.

Bis heute leben 22 000 deutschstämmige Siedler in Namibia."Heute sind aus Deutschen Namibier geworden", sagt die junge Hererofrau Ingrid Kainango Muhenye, "Es sind also unsere Brüder und Schwestern. Ich kann sie nicht verantwortlich machen für die Vergangenheit". Die Bereitschaft zur Versöhnung ist groß. Als Mitglieder der Familie von Trotha 2007 nach Namibia reisten, um ihr tiefes Beschämen auszudrücken, wurden sie freundlich empfangen.
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Bild: Die Wüste Sossusvlei – Quelle: ZDF

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