TV Termine Zeitgeschichte

9. August, 1.15 - 2.00 Uhr (45 Min.) neo (ZDF digital)
Das Weltreich der Deutschen
Abenteuer Südsee
Dokumentarreihe, Folge 3
Die Südsee - Palmen, Strände, schöne Menschen. Hier erwirbt 1889 das Deutsche Reich buchstäblich seinen "Platz an der Sonne". Für einige Deutsche wird das Kolonialreich in der Südsee zum Ziel ihrer Träume - für andere zum Alptraum.

Anders als in Afrika, treten die Kolonialherren in den beiden Schutzgebieten Deutsch-Samoa und Deutsch-Neuguinea als sanfte Herrscher auf. Unter den Gouverneuren Wilhelm Solf und Albert Hahl sind die Beziehungen zu den einheimischen Stämmen gut.

Insbesondere in Samoa scheint die Utopie unter Palmen Wirklichkeit zu werden: Plantagen werden angelegt, Straßen und Schulen gebaut, die Kultur der Eingeborenen wird respektiert, Deutsche und Samoaner leben friedlich zusammen.

Auch privat kommen sich weiße Männer und einheimische Frauen näher - viele, sogar Gouverneur Hahl in Neuguinea, haben Südsee-Schönheiten als Geliebte. Schließlich wird es den deutschen Behörden zu viel: 1912 wird für Samoa ein Mischehenverbot erlassen. Gouverneur Solf argumentiert: "Meine Herren, Sie senden Ihre Söhne in die Kolonien. Wünschen Sie, dass sie Ihnen schwarze Schwiegertöchter ins Haus bringen? (...) Wir sind Weiße und wir wollen Weiße bleiben".

Davon nicht betroffen ist die Geschäftsfrau Emma Forsayth in Deutsch-Neuguinea. In der ganzen Kolonie als "Queen Emma" bekannt, errichtet die Tochter eines Amerikaners und einer Samoanerin ein florierendes Wirtschaftsimperium und heiratet einen 15 Jahre jüngeren Deutschen. Ihre Villa ist regelmäßig Schauplatz von rauschenden Festen, bei denen sich deutsche Kolonialbeamte, Offiziere und einheimische Schönheiten ein Stelldichein geben.

Für manche Auswanderer aber entpuppt sich die Südsee nicht als Paradies, sondern als grüne Hölle auf Erden. Im dampfenden Dschungel Neuguineas herrschen unerträgliche Hitze, Malaria - und Kannibalen. Das Problem des Kannibalismus, der von vielen Eingeborenenstämmen nach wie vor praktiziert wird, bekommen die Deutschen nicht in den Griff.

Und wenn sie den Einheimischen zu schroff begegnen, können die Folgen entsetzlich sein. Der deutsche Missionar Pater Rascher muss das in Neuguinea am eigenen Leib erleben. Er hat sich vorgenommen, die Kannibalen vom Stamme der Baining zu bekehren, die wie Steinzeitmenschen im Nordosten der Insel leben: Als er einen seiner Diener zu sehr maßregelt, wird er grausam ermordet - und mit ihm alle Brüder und Schwestern seiner Missionsstation.

Auch für den jungen Aussteiger August Engelhardt aus Nürnberg endet der Traum vom freien Leben unter Kokospalmen tödlich. Der praktizierende Nudist will in der unberührten Inselwelt Neuguineas ein Leben fernab von allen Zwängen der wilhelminischen Gesellschaft führen.

Mit der Zeit entwickelte August Engelhardt eine eigene Philosophie, die die Sonne und Kokosnüsse ins Zentrum stellte: Die Sonne wurde als lebensspendende Quelle verehrt, die Kokosnuss wiederum sei die Frucht, die der Sonne am nächsten wachse, und darum die vollkommenste und natürlichste Nahrung des Menschen.

Engelhardts Anschauung, auch "Kokovorismus" genannt, gipfelte in der Vorstellung, der ständige Verzehr von Kokosnüssen führe den Menschen in einen gottähnlichen Zustand der Unsterblichkeit. Er gründet eine Kolonie mit Gleichgesinnten, um am Ende, ausgezehrt und von allen verlassen, einsam in seiner Hütte zu sterben.

Der Erste Weltkrieg beendet jäh das deutsche Kolonialabenteuer in der Südsee. Aber die Deutschen haben ihre Spuren hinterlassen. Noch heute haben tausende von Samoanern deutsche Nachnamen. "Mein Großvater, Erich Retzlaff, wurde in Stettin geboren und war Postbeamter in Berlin", berichtet der stellvertretende Premierminister von Samoa, Misa Retzlaff Telefoni.

"Er wurde dann nach Samoa versetzt und brachte 1906 die ersten 18 Telefone auf die Insel. Deshalb ist meine Familie bis heute als die Telefoni-Familie auf Samoa bekannt." Viele Samoaner sind bis heute stolz auf ihre Herkunft.  
Bild
Bild: Peter Rascher mit Eingeborenen – Quelle: ZDF

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