TV Termine Zeitgeschichte
9. August, 18.00 - 19.00 Uhr (60 Min.) History - SKY
Goodbye DDR
Ulbricht und der Anfang
Goodbye DDR
Ulbricht und der Anfang
Reihe, Deutschland 2005, Folge 1
Wie kein anderer drückte Walter Ulbricht der DDR seinen Stempel auf. Er war einer der dienstältesten und erfolgreichsten Potentaten des Ostblocks. Und ein sehr eigenwilliger Charakter, dem bei öffentlichen Auftritten keineswegs die Herzen zuflogen. Sobald er den Raum betrat, “sank die Temperatur um zehn Grad”, wie sich ein Zeitzeuge aus seiner Umgebung erinnert.
Charakteristisch für Walter Ulbricht waren sein umständliches Gehabe, sein strenges Misstrauen und seine monotonen Monologe mit sächselnder Fistelstimme. Der gelernte Tischler aus Leipzig schien von Haus aus nicht unbedingt zum charismatischen Volkstribun berufen. Er war weder sonderlich originell noch musisch begabt, nicht gesellig und auch nicht rhetorisch bewandert.
Der starke Mann der DDR verstand sich eher darauf, die Menschen zu beherrschen als sie für sich einzunehmen. Unumschränkter Staatenlenker und pedantischer Parteisoldat, wie geht das zusammen? Es waren Wesenszüge des Bürokraten, die Ulbricht für seine Aufgabe vorbestimmten. Eine Disziplin indes beherrschte der Schreibtischtäter mit Meisterschaft: das Spiel mit der Macht.
“Er hatte ein phänomenales Namens- und Personengedächtnis”, erinnert sich Fritz Schenk, damals als Referent der Plankommission im inneren Zirkel der Macht. “Er entsann sich all jener mit Akribie, mit denen er je zu tun hatte. Er setzte sie ein oder setzte sie ab, wie er es brauchte.” Gegner verfolgte der Machthaber unerbittlich, Kritiker machte er mundtot, parteiinterne Rivalen spielte er gegeneinander aus.
Vor allem aber lenkte er seinen Kurs mit sicherem Gespür in die Richtung, die der Wind aus dem Osten gerade wies. Als Moskaus treuer Statthalter in Ostberlin erst eroberte Ulbricht seine dominierende Rolle. Sobald in Berlin im Mai 1945 die Waffen schwiegen, machte sich der altgediente Kommunist, der im Moskauer Exil Hitlers Krieg und Stalins Säuberungen überstanden hatte, mit einem knappen Dutzend Weggefährten an den politischen Neuanfang.
Getreu der sowjetischen Direktiven sicherte Ulbricht seinen Genossen den Zugriff zur Macht - unter dem Anschein der Parteienvielfalt. “Es muss demokratisch aussehen”, schärfte er seinem Mitstreiter Wolfgang Leonhard damals ein, “aber wir müssen alles in der Hand haben.”
Für viele Zeitgenossen waren diese Aufbaujahre geprägt von Aufbruchsgeist und Wunschdenken. Nicht wenige hegten damals die Hoffnung, nun würde eine geeinte, sozial gerechte und friedliche Nation aus den Ruinen auferstehen und die neue Sonne dabei im Osten aufgehen.
Doch im Zeichen des Kalten Krieges verflogen die Illusionen. Die Republik, die sich demokratisch nannte, ließ den Bürgern bald keine Wahl. Die “Einheitspartei” beherrschte den Staatsapparat. Dies erst war die eigentliche Stunde Walter Ulbrichts, der bis dahin nur im Hintergrund die Fäden gezogen hatte.
Wie kein anderer drückte Walter Ulbricht der DDR seinen Stempel auf. Er war einer der dienstältesten und erfolgreichsten Potentaten des Ostblocks. Und ein sehr eigenwilliger Charakter, dem bei öffentlichen Auftritten keineswegs die Herzen zuflogen. Sobald er den Raum betrat, “sank die Temperatur um zehn Grad”, wie sich ein Zeitzeuge aus seiner Umgebung erinnert.
Charakteristisch für Walter Ulbricht waren sein umständliches Gehabe, sein strenges Misstrauen und seine monotonen Monologe mit sächselnder Fistelstimme. Der gelernte Tischler aus Leipzig schien von Haus aus nicht unbedingt zum charismatischen Volkstribun berufen. Er war weder sonderlich originell noch musisch begabt, nicht gesellig und auch nicht rhetorisch bewandert.
Der starke Mann der DDR verstand sich eher darauf, die Menschen zu beherrschen als sie für sich einzunehmen. Unumschränkter Staatenlenker und pedantischer Parteisoldat, wie geht das zusammen? Es waren Wesenszüge des Bürokraten, die Ulbricht für seine Aufgabe vorbestimmten. Eine Disziplin indes beherrschte der Schreibtischtäter mit Meisterschaft: das Spiel mit der Macht.
“Er hatte ein phänomenales Namens- und Personengedächtnis”, erinnert sich Fritz Schenk, damals als Referent der Plankommission im inneren Zirkel der Macht. “Er entsann sich all jener mit Akribie, mit denen er je zu tun hatte. Er setzte sie ein oder setzte sie ab, wie er es brauchte.” Gegner verfolgte der Machthaber unerbittlich, Kritiker machte er mundtot, parteiinterne Rivalen spielte er gegeneinander aus.
Vor allem aber lenkte er seinen Kurs mit sicherem Gespür in die Richtung, die der Wind aus dem Osten gerade wies. Als Moskaus treuer Statthalter in Ostberlin erst eroberte Ulbricht seine dominierende Rolle. Sobald in Berlin im Mai 1945 die Waffen schwiegen, machte sich der altgediente Kommunist, der im Moskauer Exil Hitlers Krieg und Stalins Säuberungen überstanden hatte, mit einem knappen Dutzend Weggefährten an den politischen Neuanfang.
Getreu der sowjetischen Direktiven sicherte Ulbricht seinen Genossen den Zugriff zur Macht - unter dem Anschein der Parteienvielfalt. “Es muss demokratisch aussehen”, schärfte er seinem Mitstreiter Wolfgang Leonhard damals ein, “aber wir müssen alles in der Hand haben.”
Für viele Zeitgenossen waren diese Aufbaujahre geprägt von Aufbruchsgeist und Wunschdenken. Nicht wenige hegten damals die Hoffnung, nun würde eine geeinte, sozial gerechte und friedliche Nation aus den Ruinen auferstehen und die neue Sonne dabei im Osten aufgehen.
Doch im Zeichen des Kalten Krieges verflogen die Illusionen. Die Republik, die sich demokratisch nannte, ließ den Bürgern bald keine Wahl. Die “Einheitspartei” beherrschte den Staatsapparat. Dies erst war die eigentliche Stunde Walter Ulbrichts, der bis dahin nur im Hintergrund die Fäden gezogen hatte.
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