TV Termine Zeitgeschichte
16. August, 22.15 - 23.45 Uhr (30 Min.) Phoenix
Lenin kam nur bis Lüdenscheid
Lenin kam nur bis Lüdenscheid
Dokumentarfilm, Deutschland 2008
"Lenin kam nur bis Lüdenscheid. Bis Solingen ist er nicht gekommen. Aber 25 Kilometer weiter östlich, im Zeltlager in Lüdenscheid, schien die Weltrevolution bereits geglückt", erinnert sich Precht an den linken Kosmos seiner Kindheit.
Geboren in einer Zeit, die von politischen Umwälzungen in Deutschland und der ganzen Welt geprägt ist: 1964 ist das Jahr, in dem Bundeskanzler Ludwig Erhard die Ablehnung der Oder-Neisse-Grenze zwischen Deutschland und Polen bekräftigt, der Oberste Sowjet Nikita Chruschtschow in Russland sämtliche Ämter verliert und die ersten Menschen in Solingen und anderswo gegen die Gefahr eines Atomkrieges demonstrieren.
Während sich das Gesicht der Welt auf dem globalen politischen Parkett tief greifend verändert, versucht eine Solinger Familie, sich und ihren Kindern ein kleines linkes Universum inmitten kapitalistischen Feindeslandes zu konstruieren. Vater Precht liest Marx und Engels, während Sohn Richard David Precht die Rauschebärte der Avantgarde mit dem des Tiervaters Brehm verwechselt.
Überhaupt entwirft der Junge in seinem Solinger Kinderzimmer seine ganz eigene Welt - einen Mikrokosmos, der vieles durcheinander wirft: Die DDR stellt er sich als riesigen, durch eine hohe Mauer geschützten Zoo vor - er hatte gelesen, dass der Tierpark Berlin-Ost tatsächlich der größte der Welt sei. Mutter Precht trennt scharf zwischen Gut und Böse, sozialistischen Werten und kapitalistischer Verdummung. Coca-Cola ist zu Hause ebenso verpönt wie Raumschiff Enterprise.
Richard David Precht, auf dessen gleichnamigem Buch dieser Dokumentarfilm basiert, liefert eine unverklärte Sicht auf das wichtigste Kapitel der jüngeren deutsche Geschichte - den freien, naiven Blick eines Kindes und gleichzeitig ein Fallbeispiel, das die "68er" in ein neues, mindestens so unterhaltsames wie erhellendes Licht rückt.
Der Film ist eine liebevolle Auseinandersetzung mit der Wucht idealistischer Erziehung, die so fortschrittlich daherkam, aber ein Kind nicht wirklich auf die Zukunft vorbereitete. Mit ironischem und selbstironischem Blick zeichnen der Autor Richard David Precht und Regisseur André Schäfer eine Kindheit in der westdeutschen Provinz nach - und bringen die großen Ereignisse jener Jahre in ganz andere, kleinere und sehr private Zusammenhänge.
"Lenin kam nur bis Lüdenscheid. Bis Solingen ist er nicht gekommen. Aber 25 Kilometer weiter östlich, im Zeltlager in Lüdenscheid, schien die Weltrevolution bereits geglückt", erinnert sich Precht an den linken Kosmos seiner Kindheit.
Geboren in einer Zeit, die von politischen Umwälzungen in Deutschland und der ganzen Welt geprägt ist: 1964 ist das Jahr, in dem Bundeskanzler Ludwig Erhard die Ablehnung der Oder-Neisse-Grenze zwischen Deutschland und Polen bekräftigt, der Oberste Sowjet Nikita Chruschtschow in Russland sämtliche Ämter verliert und die ersten Menschen in Solingen und anderswo gegen die Gefahr eines Atomkrieges demonstrieren.
Während sich das Gesicht der Welt auf dem globalen politischen Parkett tief greifend verändert, versucht eine Solinger Familie, sich und ihren Kindern ein kleines linkes Universum inmitten kapitalistischen Feindeslandes zu konstruieren. Vater Precht liest Marx und Engels, während Sohn Richard David Precht die Rauschebärte der Avantgarde mit dem des Tiervaters Brehm verwechselt.
Überhaupt entwirft der Junge in seinem Solinger Kinderzimmer seine ganz eigene Welt - einen Mikrokosmos, der vieles durcheinander wirft: Die DDR stellt er sich als riesigen, durch eine hohe Mauer geschützten Zoo vor - er hatte gelesen, dass der Tierpark Berlin-Ost tatsächlich der größte der Welt sei. Mutter Precht trennt scharf zwischen Gut und Böse, sozialistischen Werten und kapitalistischer Verdummung. Coca-Cola ist zu Hause ebenso verpönt wie Raumschiff Enterprise.
Richard David Precht, auf dessen gleichnamigem Buch dieser Dokumentarfilm basiert, liefert eine unverklärte Sicht auf das wichtigste Kapitel der jüngeren deutsche Geschichte - den freien, naiven Blick eines Kindes und gleichzeitig ein Fallbeispiel, das die "68er" in ein neues, mindestens so unterhaltsames wie erhellendes Licht rückt.
Der Film ist eine liebevolle Auseinandersetzung mit der Wucht idealistischer Erziehung, die so fortschrittlich daherkam, aber ein Kind nicht wirklich auf die Zukunft vorbereitete. Mit ironischem und selbstironischem Blick zeichnen der Autor Richard David Precht und Regisseur André Schäfer eine Kindheit in der westdeutschen Provinz nach - und bringen die großen Ereignisse jener Jahre in ganz andere, kleinere und sehr private Zusammenhänge.
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Bild: Lenin kam nur bis Lüdenscheid, © WDR/Florianfilm
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