TV Termine Zeitgeschichte

18. August, 0.15 - 1.20 Uhr (65 Min.) Phoenix
Der Tag, als die Beatles (beinahe) nach Marburg kamen
Dokumentarfilm, Deutschland 2005
Mitte der 60er Jahre spielt eine ebenso amüsante wie anrührende Geschichte. Eine Geschichte wie ein Märchen, in dem einige junge Männer und Frauen einen Traum haben und so fest daran glauben, dass er für einen kurzen Augenblick schon Realität zu sein scheint. Bis sie aufwachen.

Mit dem Dokumentarfilm "Der Tag, als die Beatles (beinahe) nach Marburg kamen" erzählt der renommierte Filmemacher Michael Wulfes zugleich eine sehr persönliche Geschichte. 40 Jahre nach dem vermeintlichen Konzert nimmt er die Zuschauer mit auf eine Zeitreise in seine Heimatstadt Marburg, in der damals wochenlang fiebrige Vorfreude den erwarteten Höhepunkt des Jahres 1966 begleitete: den Auftritt der "Beatles" im Marburger Stadtsaal.

Dieses Märchen beginnt wie die meisten mit einem unglücklichen Mann, dem eines Tages eine Glücksfee die Erfüllung seines Wunsches verspricht. Der unglückliche junge Mann heißt Ferdinand Kilian, genannt Ferdie, und ist der Sohn des Friseurs.

Die Fee stellt sich als "Herr Öttringer" vor, behauptet John Lennon persönlich zu kennen, die weltberühmten Beatles in die Marburger Provinz holen und damit Ferdie zu einem berühmten Mann machen zu können, wenn dieser das Konzert vor Ort organisieren würde. Natürlich sagt Ferdie zu. Und ab da ist nichts mehr, wie es war. Die Begeisterung steckt an und lässt die Schar der Skeptiker kleiner werden.

Je mehr an das Märchen glauben, umso wahrhaftiger scheint es zu sein. In Marburg herrscht "Beatlemania". Ferdinand Kilian verkauft fleißig Konzertkarten und hängt Plakate auf und ein Teil seines Traums wird wahr: Die Menschen bewundern Ferdie und jubeln ihm zu. Vielleicht ist das Glücksgefühl dieser Wochen die bittere Enttäuschung am Ende wert, als er feststellen muss, dass er auf einen Betrüger hereingefallen ist.

Der Preis für das kurze Glück aber ist hoch. Ferdie wird auf der Straße angemacht und mehrfach verprügelt. Man nimmt ihm nicht nur die bewusste oder unbewusste Täuschung übel, sondern vor allen Dingen die Tatsache, dass man sich so maßlos und leidenschaftlich gefreut hat und nun so tief gefallen ist. Der Film ist eine traurig-komische Geschichte über die Verführbarkeit durch die Sehnsucht, über die Ausblendung der Realität durch die Verliebtheit in einen Traum.

Im Mittelpunkt steht zum einen der tragische Held dieser Kleinstadt-Posse, Ferdinand jr., mit seiner typisch deutschen Nachkriegs-Familiengeschichte und zum anderen die Stadt Marburg mit ihren "gläubigen" Einwohner in ihrer Sehnsucht nach der "großen Welt", nach dem zum Scheitern verdammten Ausbruch aus der engstirnigen Provinzialität.

Der Film rekonstruiert diese Geschichte mit liebevoll ironisch inszenierten Spielszenen, privaten Fotos und Archivaufnahmen und natürlich Zeitzeugen, die noch heute ins Schwärmen geraten, wenn sie sich an sich, an Ferdie, an Marburg, an den Tag erinnern, als die Beatles beinahe nach Marburg kamen.

Damit zeichnet Regisseur Michael Wulfes zugleich ein dichtes Bild davon, wie diese und fast alle anderen Jugendlichen in der Kleinstadt und auf dem Dorf Mitte der 60er-Jahre begannen, sich mit der Beat-Musik und allen ihren Begleiterscheinungen von der konservativen Welt ihrer Eltern abzugrenzen, um sich eine eigene Welt zu schaffen.
Bild
Bild: Der Tag, als die Beatles (beinahe) nach Marburg kamen – Quelle: ARD

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