TV Termine Zeitgeschichte
31. August, 22.45 - 23.30 Uhr (45 Min.) HR
Die großen Kriminalfälle in Hessen
Der rätselhafte Kindermord
Die großen Kriminalfälle in Hessen
Der rätselhafte Kindermord
Dokumentarreihe
Ein Kind verschwindet - spurlos, mitten im aufblühenden Deutschland der sechziger Jahre. Fünf Tage später, am 18. Februar 1964, meldet sich ein Erpresser bei den verzweifelten Eltern. Er schickt einen Schlüssel für ein Schließfach im Frankfurter Hauptbahnhof. Ein Kinderschuh wird dort gefunden - der Schuh des verschwundenen siebenjährigen Jungen.
Der Fall erschüttert die junge Republik. Täglich gibt es neue Schlagzeilen. Die gesamte Bevölkerung nimmt Anteil und wird zur Mithilfe aufgerufen. Das Medieninteresse nimmt bis dahin unbekannte Ausmaße an. Die Eltern werden in ihrer Wohnung in Wiesbaden belagert und verfolgt. Über 500 Spuren verfolgt die Polizei; alle enden in einer Sackgasse.
In der DDR wird der Fall aufwändig verfilmt. Die Eltern des Opfers sind 1960 aus "der Zone" geflohen - "Republikflüchtlinge", die im Westen ihr Glück gesucht und nun ihr Kind verloren haben, schlagender Beweis für die Verderbtheit des Klassenfeindes. Genug Stoff, um auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs wilde Spekulationen zu schüren:
Handelt es sich um einen Racheakt? Wurde das Kind in "die Zone" entführt? Die Eltern durchleben ein Martyrium. Ihr Leid wird im Kalten Krieg hemmungslos ausgenutzt. Zu deren Schutz verzichtet die ARD-Dokumentation "Der rätselhafte Kindermord" auf jede konkrete Namensnennung der Familie.
Drei Jahre und drei Monate nach der Tat führt Spur 573 endlich zum Fahndungserfolg: Die Zeitschrift "Quick" erhält ein anonymes Angebot. Für 15.000 Mark will ein Unbekannter Beweisstücke vorlegen, die seine Täterschaft an der Entführung belegen. "Quick" kooperiert mit der Polizei.
Die Leiche des kleinen Jungen wird schließlich keine 500 Meter vom Elternhaus entfernt in einem Keller gefunden. Der Täter kommt aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Vieles bleibt verstörend und rätselhaft. Der Täter, ein 26-jähriger Arztsohn, legt nie ein vollständiges Geständnis ab. Ein Motiv wird nicht ermittelt, genauso wenig wie der genaue Tathergang.
Im Aufsehen erregenden Prozess plädiert der Staatsanwalt auf Mord aus Heimtücke. Das Urteil: lebenslänglich. Das befriedigt zwar die Empörung an den Stammtischen, lässt aber juristische Fragen offen. Der Kindermörder von Wiesbaden wird Mitte der achtziger Jahre in die Freiheit entlassen.
Die hr-Filmautorin Christel Schmidt rekonstruiert den rätselhaften Kindermord und beleuchtet die zeitgeschichtlichen Hintergründe dieses spektakulären Verbrechens. Die Dokumentation zeigt auf eindringliche Weise, dass ein Kriminalfall zwar gelöst, aber damit noch lange nicht wirklich aufgeklärt und schon gar nicht emotional abgeschlossen sein kann.
Ein Kind verschwindet - spurlos, mitten im aufblühenden Deutschland der sechziger Jahre. Fünf Tage später, am 18. Februar 1964, meldet sich ein Erpresser bei den verzweifelten Eltern. Er schickt einen Schlüssel für ein Schließfach im Frankfurter Hauptbahnhof. Ein Kinderschuh wird dort gefunden - der Schuh des verschwundenen siebenjährigen Jungen.
Der Fall erschüttert die junge Republik. Täglich gibt es neue Schlagzeilen. Die gesamte Bevölkerung nimmt Anteil und wird zur Mithilfe aufgerufen. Das Medieninteresse nimmt bis dahin unbekannte Ausmaße an. Die Eltern werden in ihrer Wohnung in Wiesbaden belagert und verfolgt. Über 500 Spuren verfolgt die Polizei; alle enden in einer Sackgasse.
In der DDR wird der Fall aufwändig verfilmt. Die Eltern des Opfers sind 1960 aus "der Zone" geflohen - "Republikflüchtlinge", die im Westen ihr Glück gesucht und nun ihr Kind verloren haben, schlagender Beweis für die Verderbtheit des Klassenfeindes. Genug Stoff, um auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs wilde Spekulationen zu schüren:
Handelt es sich um einen Racheakt? Wurde das Kind in "die Zone" entführt? Die Eltern durchleben ein Martyrium. Ihr Leid wird im Kalten Krieg hemmungslos ausgenutzt. Zu deren Schutz verzichtet die ARD-Dokumentation "Der rätselhafte Kindermord" auf jede konkrete Namensnennung der Familie.
Drei Jahre und drei Monate nach der Tat führt Spur 573 endlich zum Fahndungserfolg: Die Zeitschrift "Quick" erhält ein anonymes Angebot. Für 15.000 Mark will ein Unbekannter Beweisstücke vorlegen, die seine Täterschaft an der Entführung belegen. "Quick" kooperiert mit der Polizei.
Die Leiche des kleinen Jungen wird schließlich keine 500 Meter vom Elternhaus entfernt in einem Keller gefunden. Der Täter kommt aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Vieles bleibt verstörend und rätselhaft. Der Täter, ein 26-jähriger Arztsohn, legt nie ein vollständiges Geständnis ab. Ein Motiv wird nicht ermittelt, genauso wenig wie der genaue Tathergang.
Im Aufsehen erregenden Prozess plädiert der Staatsanwalt auf Mord aus Heimtücke. Das Urteil: lebenslänglich. Das befriedigt zwar die Empörung an den Stammtischen, lässt aber juristische Fragen offen. Der Kindermörder von Wiesbaden wird Mitte der achtziger Jahre in die Freiheit entlassen.
Die hr-Filmautorin Christel Schmidt rekonstruiert den rätselhaften Kindermord und beleuchtet die zeitgeschichtlichen Hintergründe dieses spektakulären Verbrechens. Die Dokumentation zeigt auf eindringliche Weise, dass ein Kriminalfall zwar gelöst, aber damit noch lange nicht wirklich aufgeklärt und schon gar nicht emotional abgeschlossen sein kann.
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