TV Termine Zeitgeschichte

9. September, 1.30 - 2.15 Uhr (45 Min.) Phoenix
Die Wehrmacht - Eine Bilanz Wende des Krieges
Dokumentarreihe, Deutschland 2007, Folge 2
Es wurde uns eingebläut, ihr seid die besten Soldaten der Welt - und nach den vielen Erfolgen glaubten wir selber, wir sind die Besten der Welt“, so Hans-Erdmann Schönbeck, einst Panzersoldat der Wehrmacht. Im Krieg gegen die Sowjetunion entpuppte sich dieser Glaube bald als trügerische Illusion.

„Sämtliche führenden Leute, die irgendwas verstanden, ob das Wirtschaftler waren oder Militärs, haben von diesem Angriff auf Russland abgeraten. Sie sagten, es kann ja nicht gut gehen. Man kann gegen Russland keinen Blitzkrieg führen“, resümierte Generalleutnant Friedrich von Broich laut Abhörprotokoll in Trent Park.

Von Anfang an hatte Hitler den Vernichtungskrieg um Lebensraum im Osten verfochten. Geschah dies gegen den Willen der Generäle? Für den Historiker Sönke Neitzel, der die Abhörprotokolle des britischen Geheimdienstes entdeckt und veröffentlicht hat, sind die Indizien eindeutig:

„Wenn wir in andere Quellen schauen, dann erkennen wir ganz deutlich, dass dieser Krieg in Russland auch und gerade der Krieg der deutschen Generalität gewesen ist, und dass Hitler sie nicht in diesen Krieg treiben musste, dass sie selber diesen Krieg wollten - und zwar so, wie er geführt worden ist.“

Die Propaganda-These, mit einem Präventivschlag einem Angriff der Sowjetunion zuvorzukommen, wurde von vielen Soldaten nicht angezweifelt. Dennoch waren die meisten von ihnen überrascht, viele gar bestürzt, als am 22. Juni 1941 der bislang geheime Plan zum Überfall auf die Sowjetunion Wirklichkeit wurde.

Fatal wirkte sich aus, dass die schnellen Siege der ersten Wochen scheinbar nahtlos an die Feldzüge gegen Polen und Frankreich anknüpften. Tatsächlich sind die Verluste an Menschenleben von Anfang an immens - auf beiden Seiten. Der deutsche Vormarsch brachte die Rote Armee an den Rand des Zusammenbruchs. In gewaltigen Kesselschlachten gerieten Millionen sowjetische Soldaten in Gefangenschaft, fielen der Wehrmacht Unmengen russischen Kriegsmaterials in die Hände.

„Die Sowjetunion verlor insgesamt sechzig Millionen Menschen und etwa zwei Drittel ihrer Industrie- und Rohstoffbasis. Die allermeisten Staaten hätten in einer derartigen Lage kapituliert“, sagt Professor Richard Overy, der eine maßgebliche Studie zum „Russlandfeldzug“ vorgelegt hat. „Was Hitler jedoch falsch eingeschätzt hatte, war die Tatsache, dass das sowjetische Volk und das sowjetische Regime einfach nicht aufgeben wollten.“

Im Dezember 1941 wurde der Krieg zum Weltkrieg: Der Angriff auf Moskau scheiterte, die USA waren nun der mächtigste Gegner des NS-Regimes. Die Schwächen der Wehrmacht wurden offenbar: Weil Hitler und die Heeresleitung angenommen hatten, der Feldzug sei vor Einbruch des Winters zu gewinnen, waren die Truppen den eisigen Temperaturen ohne Winterausrüstung ausgesetzt.

Die Frontsoldaten wie Heinz Otto Fausten zogen schon damals eine niederschmetternde Bilanz: „Ich bin nach drei Viertel Jahren der Letzte meiner Kompanie gewesen, die in Russland einmarschiert ist - von zweihundertvierzig Mann.“ Die Ilusion vom Blitzkrieg in Russland war geplatzt.

Immer mehr griff jetzt Hitler direkt ins Geschehen ein. Die meisten Generäle ließen es geschehen - manche aus Überzeugung, viele aus Furcht vor den Wutausbrüchen des Diktators, der nun selbst die „Kriegshelden“ der ersten Jahre entließ, wie den Panzergeneral Heinz Guderian. Hitler entmündigte höchste Militärs und stempelte sie zu Sündenböcken für die von ihm verschuldeten Niederlagen.

Einer der wenigen, die in dieser Situation Zivilcourage bewiesen, war General Walther von Seydlitz-Kurzbach. Er forderte im November 1942 während der Schlacht um Stalingrad offen zum Ungehorsam gegen Hitler auf, wollte gegen einen ausdrücklichen „Führerbefehl“ aus dem tödlichen Kessel ausbrechen - vergeblich.

Nach der vernichtenden Niederlage an der Wolga zog er die Konsequenz. In russischer Gefangenschaft führte er den „Bund deutscher Offiziere“ an und trat offen gegen das nationalsozialistische Regime auf. Hitler ließ ihn in Abwesenheit zum Tode verurteilen.

Die Wehrmacht geriet in der Folge immer mehr zur willfährigen Armee Hitlers. Es ging um alles oder nichts: „Wenn das deutsche Volk einmal nicht mehr stark und opferbereit genug ist, sein eigenes Blut für seine Existenz einzusetzen, so soll es vergehen und von einer anderen stärkeren Macht vernichtet werden.“ Aus dem Angriffskrieg wurde ein selbst provozierter Überlebenskampf. Hitler nahm die Wehrmacht nun in eine geradezu selbstzerstörerische Pflicht.
Bild Bild: General Walther von Seydlitz-Kurzbach unterwegs zu seinem Stabsquartier außerhalb von Demjansk (Spielszene). – Bild: ZDF  

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