TV Termine Zeitgeschichte

9. September, 3.00 - 3.45 Uhr (45 Min.) Phoenix
Die Wehrmacht - Eine Bilanz Widerstand in Uniform  
Dokumentarreihe Deutschland 2007 Folge 4
„Die kriegen alle noch mal ein Denkmal, das sind die einzigen entschlossenen Leute gewesen, die haben gesehen, in welches wahnsinnige Unglück wir weitergeführt werden.“ General Dietrich von Choltitz zollte in britischer Gefangenschaft jenen Männern Respekt, die am 20. Juli 1944 das Attentat auf Hitler gewagt hatten - die dort angefertigten Abhörprotokolle bezeugen aber auch die andere Sicht:

„Dass so etwas auf keinen Fall gemacht werden darf“, stand etwa für den Trent Park-Insassen Major Viebig fest. Er beharrte darauf, „dass man als Soldat seinem obersten Kriegsherrn auf alle Fälle gehorchen muss.“

So dachte wohl die Mehrheit der Wehrmachtsoldaten. Die Debatte setzte sich nach dem Krieg fort: In der frühen Bundesrepublik wurden die Attentäter ebenso als Hochverräter verfemt wie sie zu Vordenkern eines demokratischen Nachkriegsdeutschland verklärt wurden.

Wohl kaum ein Datum der deutschen Zeitgeschichte wurde so nachhaltig Gegenstand von Mythen und Legenden wie der 20. Juli 1944. Wäre das Attentat auf Hitler gelungen, hätte es ein Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs und das Signal zur Beendigung des Völkermordes werden können. Allein die Wehrmacht hatte während des Krieges die Mittel, dem NS-Regime die Stirn zu bieten. Nicht als der Diktator seine größten militärischen Triumphe feierte, formierte sich die Opposition.

Erst als im Krieg gegen die Sowjetunion der wahre, verbrecherische Charakter dieses Feldzuges deutlich wurde, bildete sich der Kern einer Verschwörung. Die Zahl der Hitlergegner wuchs nach der Niederlage vor Moskau 1941/42 und erst recht nach der Katastrophe von Stalingrad. Für viele gab das Entsetzen über die Verbrechen hinter der Front den Ausschlag - an Zivilisten, vor allem Juden. Getragen wurde der Widerstand in der Wehrmacht indes nur von einer Hand voll Männer.

Jene Offiziere, die Hitler schließlich töten und den Krieg aus eigener Kraft beenden wollten, waren einsame Verschwörer, die nicht von der Volksstimmung getragen wurden, sondern nur von ihrem eigenen Pflichtgefühl.

Sie waren sich bewusst, dass ein Anschlag auf die Person des „Führers“ weder in der Wehrmacht noch in der Bevölkerung auf Verständnis stoßen würde. Für die Verschwörer galt der Fahneneid, auf den sich ihre Vorgesetzten beriefen, nicht mehr. Aus ihrer Sicht hatte Hitler dem Eid jede Grundlage entzogen.

Der Attentäter Stauffenberg, der am 20. Juli 1944 die Bombe in Hitlers Hauptquartier deponierte, gilt als Symbolfigur des deutschen militärischen Widerstands. Doch der eigentliche Kopf der Verschwörung war seit 1941 Oberst Henning von Tresckow, Stabsoffizier bei der Heeresgruppe Mitte an der Ostfront. Beide ahnten: Nur der Tyrannenmord konnte dem Schrecken ein Ende bereiten. Sie versuchten zunächst prominente Heerführer für einen Umsturz zu gewinnen - vergeblich.

In jüngeren historischen Studien werden auch kritische Stimmen laut: Henning von Tresckow etwa habe sich aufgrund rigoroser Methoden bei der Bekämpfung von Partisanen in seinem Heeresabschnitt in den Vernichtungskrieg verstrickt.

Schon im Sommer 1941 habe er davon Kenntnis gehabt, dass unter dem Deckmantel der „Bandenbekämpfung“ von Seiten der SS Massenmord an Juden verübt wurde. Einige Historiker wie etwa Johannes Hürter vom Münchner Institut für Zeitgeschichte heben hervor, dass Tresckow erst aktiv geworden sei, als auch Frauen und Kinder ermordet wurden.

Muss Tresckows Vorbildfunktion heute angezweifelt werden? Johannes Tuchel, Leiter der Gedenkstätte deutscher Widerstand widerspricht. Wissen bedeute nicht Billigung; Tresckow habe im Gegensatz zu vielen anderen frühzeitig klare Konsequenzen gezogen. Zudem habe sich die Fronde im Geheimen formieren müssen. Bis zur Gelegenheit für einen Anschlag auf Hitler musste sie unauffällig bleiben.

Ein hochrangiger Truppenführer, der den Widerstand mit trug, war General Carl-Heinrich von Stülpnagel. Neuere Forschungen zeigen: Seine Armeebefehle an der Ostfront im Jahre 1941 waren klar antisemitisch geprägt.

Als Militärbefehlshaber in Frankreich war er für die Erschießung von Résistance-Kämpfern verantwortlich und unterschrieb Deportationsbefehle für französische Juden. Hohe Militärs waren in die verbrecherische Befehlskette des Dritten Reiches verstrickt und dennoch - oder gerade deshalb - fassten sie Entschluss, sich gegen Hitler zu wenden.

Was sie von der Masse ihrer Kameraden unterschied, war die Entschlossenheit, mit der sie traditionelle militärische Werte wie Gehorsam und Eidestreue in Frage stellten. Die meisten hatten diesen Mut nicht.

Und so scheiterten die Männer des 20. Juli nicht nur, weil die Bombe den Diktator nicht tötete, sie scheiterten auch, weil die Basis für einen erfolgreichen Putsch viel zu klein war. Nur etwa 200 Offiziere der Wehrmacht waren umfassend in die Attentatsplanung eingeweiht - in einer Armee von 1944 über 10 Millionen Mann.

Erwiesen ist jedoch, dass es in den Reihen dieser riesigen Armee durchaus Empörung über verbrecherische Befehle gab. Bewegende Einzelschicksale zeugen vom Widerstand des „kleinen Mannes“. Es sind Geschichten wie die des Soldaten Heinz Drossel: Er missachtete Anweisungen oder „deutete sie um“, wie er sagt, und rettete damit Leben.

Andere Widerständler arbeiteten mit der „Resistance“ zusammen, wie etwa eine Gruppe von Marinesoldaten im besetzten Paris. Für eine steigende Zahl von Soldaten blieb als letzter Ausweg die Desertion. Das Regime reagierte darauf mit brutaler Abschreckung. Die Zahlen sprechen für sich: Über 100.000 Mann desertierten, 35.000 von ihnen wurden wegen Fahnenflucht verurteilt, 15.000 hingerichtet.
Bild Bild: Bombenexplosion im Hauptquartier „Wolfsschanze“. – Quelle: ZDF

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